Die Wehrkirche St. Martin in Deutschfeistritz, Steiermark

 

Fährt man mit dem Auto auf der Schnellstraße von Graz nach Bruck/M. so fällt einem linker Hand, kurz nach Stübing,  eine alte Kirche auf einem bewaldeten Hügel auf. Es ist dies die Martinskirche von Deutschfeistritz, die bereits 1297 urkundlich erwähnt und 1301 zur Pfarre erhoben wurde.

Deutschfeistritz, 1583 zum Markt erhoben, liegt an der Mündung des Übelbaches in die Mur. Von hier führte auch die seinerzeit wichtige Straße vom Murtal durch das Übelbachtal über den Gleinalmsattel nach Knittelfeld in die Obersteiermark. Im 19. Jahrhundert besaß der Markt eine Sensenfabrik, einen Kupferhammer sowie eine Silberhütte.

Die sich über dem Markt erhebende Martinskirche steht auf dem Gipfelplateau des Kirchberges und ist von einer Kirchhofmauer umgeben. Im südlichen Teil des Kirchhofes befindet sich auch ein alter Friedhof, der heute für eine Grablegung nicht mehr benützt wird.

Im Kirchhof befand sich auch ein Pranger. Dieser wurde jedoch auf Anweisung des Abtes von Stift Rein 1618 außerhalb des Kirchhofes verbracht. In seinem Buch Wehrkirchen schließt Karl Kafka einen möglicherweise befestigten Pfarrhof nicht aus. Wehreinrichtungen finden sich aber nicht mehr, doch lassen sich solche aus der ganzen Anlage vermuten.

Der Hügel dürfte in ältester Zeit eine Befestigung getragen haben, vermutlich eine Burg der Hochfreien von Feistritz. Wegen angeblichen Hochverrates der Besitzer wurde diese 1151 zerstört. An ihrer Stelle wurde die Kirche errichtet.

Der gotische Bau aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ist im Chor einjochig. Das Kirchenschiff ist vierjochig und erfuhr zwischen 1512 und 1515  nach Süden hin eine spätgotische Verbreiterung. Auch wurde in dieser Zeit das kräftige Kreuzrippengewölbe geschaffen.  Auf der West-Empore steht in der Mitte eine Orgel von Michael Heferer mit 12 Registern, die 1860 aufgestellt wurde. Sie ist, laut handschriftlicher Beschreibung, die neben dem Taufbecken an der Kirchenwand angebracht ist, ein Geschenk der Gräfin Maria Dietrichstein. Der Kirchturm mit Zeltdach im südlichen Chorwinkel ist gotischen Ursprungs. Barocke Umbauten im Turmbereich sind jedoch fest zu stellen. Unter dem Chor befindet sich eine Gruft (Beinhaus).  Eine 11-stufige Steintreppe, die zum Süd-Portal hinauf führt, wurde 1747 vom Gratweiner Steinmetzmeister Proskofsky errichtet. Zum Inventar der Kirche gehört auch ein 8-seitiges Taufbecken aus rotem Marmor, datiert 1461. Die schöne Kanzel (um 1720) mit Brüstungsreliefs stammt wahrscheinlich von Johann Jakob Schoy.

Den Hochaltar dürfte der Grazer Bildhauer und Tischler Johannes Baptist Fischer 1672 geschaffen haben. Die Verzierungen aus Silberapplikationen am Hochaltar schuf 1778 der Grazer Gürtler Josef Gaminger. Das Altarbild, das den Heiligen Martin als Soldaten in ungarischer Nationaltracht darstellt, ist von einem unbekannten Maler.

Den Anna-Altar, rechts im Kirchenschiff, schuf J. Peyer um 1780. Wann der Frauenaltar errichtet wurde, ist nicht bekannt, wohl aber, dass er auf Kosten der Bruderschaft Unserer Lieben Frau um 1715  seine jetzige Gestalt erhielt.

An der Südseite, zwischen Kirchturm und Süd-Portal, wurde im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts aus Dankbarkeit einer glücklich überstandenen Viehseuche von der Pfarrgemeinde die Erhardi- Kapelle errichtet. Sehenswert ist das kunstvolle Gitter aus Schmiedeeisen und das von Josef Reich 1728 geschaffene Erhardi-Altarbild.

Seit 1607 ist die Kirche dem Zisterzienserstift Rein inkorporiert. Diese Inkorporation ist heute noch aufrecht.

Quellennachweis :

Kafka Karl, Wehrkirchen Österreichs, Seite 17 – 18

List Rudolf, Steirischer Kirchenführer, Band 1, Seite 226-227

Styria-Verlag 1976, ISBN  3-222-10892-7

DEHIO Steiermark, Seiten 67- 68

Ebner Herwig, Burgen u. Schlösser, Graz, Leibnitz, West-Stmk.,

Birken-Verlag Wien, 1967, Seite 16 – 17

Mag. Gschier Anton, Pastoralassistent, Pfarre Deutschfeistritz, mündlich

Steirisches Diözesan-Archiv

 

Alle Fotos  © 2002 by T.Gartler